Der folgende Tag begann nach dem Frühstück mit dem morgendlichen Kreis. Ein Moment indem sich alle auf das Programm des Tages vorbereiteten.

Im Vortrag „die Herausforderung eines lebendigen Organismus“ diskutierte Renate die Frage, was einen lebendigen Organismus ausmacht. Lebendige und abtötende Kräfte sind auch in sozialen Organisationen am Werk. Renate schlug die Brücke zur sozialen Dreigliederung, wie sie von Rudolf Steiner nach der Weltkriegskathastrophe entwickelt wurde und schilderte, wie in der ACMA versucht wird, Freiheit im Geistesleben, Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben und Gleichheit im Rechtsleben ansatzweise zu verwirklichen. Zuletzt bezog sie sich auf Josef Beuys, der in jedem Menschen einen Künstler sieht und der das Arbeiten an einem sozialen, lebendigen Organismus als soziale Kunst bezeichnet.

Um die Sozialpädagogik und ihre Vielfältigkeit, die in allen Programmen tagtäglich angewendet werden, besser kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen, gab es vor und nach dem Mittagessen viele verschiedene Workshops und Aktivitäten an denen man teilnehmen konnte.
Im Workshop für Permakultur zeigte Viviane Vasques, wie sie den Kindern das Verständnis zur Natur vermittelt und wie wichtig es ist mit der Natur und nicht nur von ihr zu leben. Auch wie sie die Angst vor einem Regenwurm nimmt und gleichzeitig spielend, mit einem selbstgenähten Regenwurm, die Bedeutung und Wichtigkeit dessen lehrt. Ein lautes Raunen gab es im Raum als Vivian erzählte, dass ein Regenwurm fünf Herzen besitzt. Das wusste wohl nicht jeder. Draußen wurden die Hände dann so richtig schmutzig beim Formen eines Pflanzensamenbällches. Während jeder beschäftig war sein Bällchen zu runden, nahm Vivian sich die Zeit und stellte die Caixa das Bruxas „Hexenbox“ vor, was nichts anderes ist als eine schön verzierte Styroporbox mit der man alternativ, energieschonend und unter Verzicht langen Kochens, viele leckere Gerichte zubereiten kann, wie z.B. Eintöpfe oder einfach nur Reis. Am Ende des Workshops wurde ein kleiner Spaziergang durch die Horta Educativa, den Bildungsgarten gemacht und Viviane zeigte und erklärte den Aufbau eines natürlichen Filtersystems mit Bananenstauden in Verbindung mit einer Komposttoilette, welche effizient im Einklang mit der Natur funktioniert.

Am späten Nachmittag wurde jeder eingeladen eine Laterne für den Laternenumzug zu basteln. Bei Einbruch der Dämmerung versammelten sich alle um das Lagerfeuer und es wurden gemeinsam Lieder einstudiert, die später während des Umzuges mit viel Freude gesungen wurden.

Der Laternenumzug zog durch die umliegende Nachbarschaft und alle waren eingeladen Lehrer, Schüler, Kinder, Bewohner aus der Nachbarschaft, sowie die Teilnehmer des Forums. Ein kleines Licht getragen in die Dunkelheit – neugierig verfolgten die Kinder den Umzug, besonders als es durch die noch sehr junge, nahgelegene Favela ging. Viele schenkten ihre Laternen den Kindern oder den Bewohnern aus der Favela. Einmal die Laterne in die Hand gegeben, liefen die Kinder voller Freude nach Hause um sie ihren Eltern zu zeigen oder blieben bedächtig stehen und beobachteten die lodernden Flammen der kleinen Kerzen im Dunkeln.
Nach ca. 3h zu Fuß durch die kalten Nacht und nur den Lichter der Laternen, wurde im warmen Speisesaal das Abendessen serviert. Der Abend klang bei einem sarau cultural aus, gestaltet mit viel Musik und Poesie.
